



Ziel der Fachgruppe ist es, den neuesten Stand von Forschung und Entwicklung in der Umweltinformatik zu präsentieren und einen offenen, interdisziplinären Austausch zwischen Fachleuten aus Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft zu ermöglichen. Die jährlich stattfindende Tagung bietet hierfür eine etablierte Plattform.
Ein besonderes Highlight des diesjährigen Workshops war die Keynote von Prof. Dr. Mathias Seitz, Professur für Verfahrenstechnik/Technische Reaktionsführung, von der Hochschule Merseburg. Unter dem Titel „Methodenentwicklung zur vergleichenden Beurteilung technischer Verfahren anhand des chemischen Recyclings von Kunststoffabfällen“ stellte er ein Bewertungsmodell vor, das im Rahmen einer UBA-Studie (Quicker, Seitz 2024) entwickelt wurde.
Im Fokus seines Vortrags stand die Frage, wie sich chemische Recyclingverfahren von Pyrolyse und Verölung für Kunststoffabfälle systematisch und nachvollziehbar vergleichen lassen. Denn bislang scheitern viele veröffentlichte Ökobilanzen an der fehlenden Vergleichbarkeit: Unterschiedliche technische Ansätze, Einsatzstoffe oder Aufbereitungsschritte führen zu uneinheitlichen Ergebnissen – belastbare Aussagen zur Effizienz und Umweltwirkung bleiben oft aus.


Mathias Seitz und sein Team haben deshalb ein methodisches Fundament geschaffen, das durch einheitliche Massen- und Energiebilanzen sowie einen gemeinsamen Bilanzraum eine strukturierte Einordnung der Verfahren ermöglicht. Diese Referenzmethode erlaubt es, vorhandene Life Cycle Assessments (LCA) einheitlich zu bewerten und daraus fundierte Rückschlüsse zu ziehen. Gerade im politischen Entscheidungsprozess könne das vor Fehlinterpretationen schützen, so Seitz.
„Wenn wir die Transformation hin zur Kreislaufwirtschaft ernst nehmen, brauchen wir objektive, belastbare Bewertungsgrundlagen – erst dann können wir fundierte Entscheidungen treffen, die technologisch wie ökologisch tragfähig sind“, unterstrich Seitz.
Die Bedeutung des Themas ist nicht zu unterschätzen: Während das mechanische Kunststoffrecycling an physikalische und stoffliche Grenzen stößt, gelten chemische Verfahren als Hoffnungsträger. Sie könnten bislang nicht recycelbare Fraktionen zurück in den Stoffkreislauf bringen und zugleich Schadstoffe gezielt ausschleusen – ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft.