Nun steht es fest – das neue Großforschungszentrum Center for the Transformation of Chemistry (CTC) wird sich – neben dem nordsächsischen Delitzsch – in Merseburg ansiedeln. Das gab der CTC-Gründungsdirektor Prof. Dr. Peter Seeberger gemeinsam mit Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann Mitte Februar an der Hochschule Merseburg bekannt. „Mit der finalen Entscheidung für beide CTC-Standorte haben wir einen großen Meilenstein erreicht“, erklärte Seeberger. „Merseburg bietet mit der Hochschule und direkter Anbindung an die zahlreichen Unternehmen im und um den Chemiepark Leuna ideale Voraussetzungen für künftige Forschung und Kooperationen zwischen Wissenschaft, Industrie und Region.“
Wissenschaftsminister Willingmann betonte: „Die Ansiedlung des zweiten CTC-Standorts in Merseburg ist für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Sachsen-Anhalt eine großartige Nachricht. Das Großforschungszentrum wird wichtige Impulse für die Transformation der Chemieindustrie im Landessüden geben, insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Die enge Verbindung des CTC mit der Hochschule Merseburg beschleunigt die Entwicklung neuer Technologien und erleichtert ihren Transfer in die Industrie. Der Standort mit großer Tradition und aussichtsreicher Zukunft ist daher goldrichtig gewählt.“
In den kommenden Jahren wird das CTC erhebliche Wertschöpfung und zahlreiche Arbeitsplätze in die Region bringen. Bis 2038 werden voraussichtlich rund 300 Menschen mit unterschiedlichsten Kompetenzen am CTC in Merseburg arbeiten. Darüber hinaus sollen weitere Fachkräfte angezogen werden, für die eine Zusammenarbeit mit dem CTC attraktiv ist und die sich entsprechend ansiedeln. „Nun haben wir eine Entscheidungsgrundlage für weitere Entwicklungen, Bauten und Infrastruktur und beginnen parallel mit der Forschung an eigenen Projekten – denn die Umsetzung von Forschung ist unsere zentrale Aufgabe“, erklärte Seeberger weiter. Für die Errichtung des CTC stellt der Bund insgesamt rund eine Milliarde Euro zur Verfügung.
Verbundprojekt „pool-in-loop“ erstes Beispiel für beginnende Transformation
Als ein erstes Beispiel für die beginnende Transformation der Chemie im südlichen Sachsen-Anhalt gilt das Verbundprojekt „pool-in-loop“ der Hochschule Merseburg, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt fünf Millionen Euro unterstützt wird. Der Rektor der Hochschule Merseburg, Prof. Dr. Markus Krabbes, stellte das Forschungsvorhaben gemeinsam mit dem Projektleiter Prof. Dr. Mathias Seitz vor. Bei „Pool-in-loop“ handelt es sich um ein Verfahren zum chemischen Recycling von Kunststoffabfällen. Ziel ist es, polyolefinreiche Kunststoffabfälle (pool) im Wertstoffkreislauf (in-loop) zu halten, die derzeit noch verbrannt werden müssen.
„Dass sich das Forschungskonsortium um Prof. Dr. Mathias Seitz in einem hochkompetitiven Bewerberfeld erfolgreich durchsetzen konnte, ist eine sichtbare Anerkennung der Qualität innerhalb unseres Forschungsprofils ‚Nachhaltige Prozesse‘“, betonte Krabbes. „Mit Blick auf die Ansiedlung des Großforschungszentrums CTC werden wir damit beispielhaft einen Beitrag leisten, grundlagenwissenschaftliche Hochtechnologie in vorindustrielle Anwendungs-forschung zu überführen“, ergänzte Seitz.
Über das Center for the Transformation of Chemistry (CTC)
Das Center for the Transformation of Chemistry hatte im September 2022 als eines von zwei ausgewählten Konzepten den Ideenwettbewerb „Wissen schafft Perspektiven in der Region!“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gewonnen. Dahinter stand eine gemeinsame Initiative des Bundes, des Freistaates Sachsen und des Landes Sachsen-Anhalt, der Ideenwettbewerb basierte auf dem „Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen“ (StStG). Im Januar 2023 nahm das CTC seine Arbeit auf und begann zunächst mit dem Aufbau des Zentrums in Delitzsch. Seit Anfang dieses Jahres befindet sich das wissenschaftliche Team des CTC in temporär angemieteten Räumlichkeiten der InfraLeuna GmbH. Hier gibt es genügend Platz für Büros und Labore, um baldmöglichst mit wissenschaftlichen Projekten zu beginnen und weitere wissenschaftliche Kolleginnen und Kollegen an Bord zu holen. Perspektivisch wird Forschung sowohl in Merseburg als auch in Delitzsch möglich sein.
Das CTC wird als innovatives Großforschungszentrum die Chemie zu einer Kreislaufwirtschaft transformieren, die auf nachwachsende Rohstoffe und Recycling setzt. Die adressierten Produkte und Industriezweige reichen von der Gesundheit über Energie, Düngemittel und Konsumgüter. Um diese nachhaltige Chemie zu etablieren, arbeitet das CTC in einem transdisziplinären Ansatz mit Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zusammen. Im CTC wird der Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse strukturell verankert. So entsteht ein neuer Ort der Spitzenforschung in Mitteldeutschland, mit Fachkräften aus der Region und der ganzen Welt.
Die Pressekonferenz kann im Offenen Kanal Merseburg-Querfurt in voller Länge angesehen werden.